AUSTRALIEN-GESCHICHTEN
AUSTRALIEN-GESCHICHTEN

BACKPACKER-Schicksale

Jährlich fliegen 50.000 deutschsprachige Backpacker auf den 5. Kontinent.

 

 

99,9 Prozent kehren glücklich in ihre Heimat zurück und haben viel zu erzählen.

Diese Seite ist den 0,1 Prozent gewidmet, denen ein schlimmes Schicksal widerfuhr!

 

Lassen Sie sich also nicht abschrecken -

 

 

merkur.de – 29. Dezember 2018

Billige Arbeitskräfte: Au-pairs in Australien werden häufig ausgenutzt

Nach einer Untersuchung, die in Sydney veröffentlicht wurde, werden die zeitweiligen Familienmitglieder aus dem Ausland häufig wie Babysitter bezahlt, müssen dafür aber viel Hausarbeit machen. Für die Studie der University of Technology Sydney (UTS) und der Macquarie-Universität wurden im vergangenen Jahr annähernd 1500 Au-pair-Mädchen und -Jungen befragt. Ein gutes Drittel davon (35 Prozent) kam aus Deutschland. Mehr als die Hälfte aller Befragten gaben an, im Durchschnitt 36 Stunden pro Woche zu arbeiten - und neben der Kinderbetreuung auch jeden Tag zu kochen, zu putzen und sonstige Hausarbeit zu übernehmen. Für junge Leute gibt es in Australien besondere Visa-Bestimmungen, die es erlauben, gleich nach der Schule für bis zu ein Jahr nach Australien zu kommen. Nach Schätzungen leben derzeit etwa 10.000 Au-pairs in Australien, davon 9000 Mädchen. In der Regel wohnen sie direkt bei der Familie. Als Ausgleich für Kinderbetreuung und Hausarbeit bekommen sie einen geringen Lohn. Eine der Autorinnen der Studie, Laurie Berg, meinte, die große Nachfrage nach Au-pairs werde zwar oft damit erklärt, dass australische Familien bezahlbare Kinderbetreuung brauchten. Aber viele Familien nutzten dies aus, um billige Haushaltskräfte zu bekommen.

Jennifer Kohl (27) - Foto mit freundlicher Genehmigung der Mutter

Ende 2017 berichten die deutschen Medien von BILD bis STERN:  

Rucksack-Reisende aus Leipzig auf Avocado-Farm in Australien tödlich verunglückt

… wie die Brisbane Times berichtet, geschah der Unfall am 8. Dezember. Jennifer Kohl (27) sei mit einem Mann auf einem Rasenmäher-Traktor gefahren. An einem Abhang habe sich das Fahrzeug überschlagen, Kohl sei unter die Maschine geraten. Rettungskräfte, die zu dem Landwirt-schaftsbetrieb im Hinterland der Gold Coast eilten, konnten nichts mehr für die Frau tun. Sie starb am Unfallort …

 

Seitdem kämpft die Mutter Cornelia Kohl für die Aufklärung der Todesumstände und bessere Bedingungen für die Backpacker. Nach einem Jahr voller Trauer und Verzweiflung, Korrespondenz mit Behörden und Formalitäten schreibt sie am 10. November 2018 dem australischen Premierminister Scott Morisson:

 

„Ich bin die Mutter von Jennifer Kohl, einer deutschen Backpackerin, die Ihr Land im Jahr 2017 besuchte. Am 8. Dezember 2017 wurde meine Tochter bei einem Arbeitsunfall auf einer Avocado-Farm, wo sie etwa drei Wochen lang gearbeitet hatte, tragisch getötet ... Die Besitzer des Bauernhofs, auf dem meine Tochter getötet wurde, haben nicht auf meine Briefe geantwortet, die ich voller Verzweiflung geschickt habe, um zu erfahren, wie es meiner Tochter während ihres Aufenthalts bei ihnen erging …

Ich konnte mich nie von meiner Tochter verabschieden. Ich konnte auch nicht nach Australien kommen, um ihre Einäscherung zu organisieren. Es gab keine Messe oder Beerdigung und niemand dort, während die Einäscherung stattfand. Jennifer's Asche habe ich per Post erhalten.“

 

Ein Foto aus glücklichen Tagen

In dem Brief an den Premierminister schreibt die Mutter weiter, dass die Kommunikation mit den Behörden schwierig war, da sie nicht fließend Englisch spricht:

Ihre Abteilungen wie Work Place Health and Safety und Fair Work Australia benötigen mehr Aufmerksamkeit, wenn es um den Umgang mit Familien von Todesfällen von Backpackern in Ihrem Land geht, die geliebte Menschen verloren haben. Bessere Kommunikation und mehr Macht, um Familien zu helfen, die Antworten auf alles verlangen, einschließlich Versicherungen und  Zahlungen nach der Untersuchung. Der Zeitrahmen für Untersuchungen muss kürzer sein, auch für trauernde Familien, die Tausende von Meilen entfernt sind.

Ich bitte um die Unterstützung der australischen Regierung, mir bitte zu helfen, nach Australien zu kommen, um Antworten zu suchen. Ich brauche jemanden, der alle meine Fragen beantwortet. Ich möchte den letzten Schritten meiner Tochter folgen, um genau herauszufinden, was passiert ist und was die Untersuchungs-ergebnisse bringen. Ich brauche diese Antworten bitte jetzt.

 

In seiner einfühlsamen Antwort vom 27. Dezember 2018 schreibt der Premierminister:

(Auszüge aus dem Originalbrief - Übersetzung mit DeepL.com /Translator)

Premierminister Scott Morrison

 

Sehr geehrte Frau Kohl,

ich war zutiefst traurig, Ihren Brief gelesen zu haben, und ich spreche Ihnen, Ihrer Familie und Jennifers Freunden und Lieben mein tief empfundenes Beileid aus. Als Vater von zwei Töchtern kann ich mir Ihre  Trauer und Qualen einfach nicht vorstellen. Als Premierminister von Australien kann ich Ihnen versichern, dass das Engagement meiner Regierung für den Schutz der Arbeitnehmer vor Gefahren und Ausbeutung ungebrochen ist ... Wir werden unermüdlich daran arbeiten ... dass Working Holiday Makers während ihres Aufenthalts in Australien eine sichere und angenehme Erfahrung machen können.

Ich nehme Ihre Bemerkungen zur Kenntnis, dass die Kommunikation mit den Familien im Falle eines Unfalls verbessert werden muss. Ein Ausschuss des australischen Parlaments hat sich kürzlich mit den Rahmenbedingungen für die Prävention, Untersuchung und Verfolgung des Todes am Arbeitsplatz befasst. Die Untersuchung verdeutlichte die enormen Auswirkungen von Todesfällen am Arbeitsplatz auf die Familien und empfahl eine Verbesserung der Qualität der Ermittlungen und Strafverfolgungsmaßnahmen sowie der Unterstützung von Familien nach einem Tod am Arbeitsplatz. Die Regierung ergreift Maßnahmen in Bezug auf die wichtigsten Empfehlungen dieser Untersuchung ...

Nochmals, im Namen des australischen Volkes und meiner eigenen Familie, mein tief empfunde-nes Beileid für Ihren tragischsten Verlust. Mit freundlichen Grüßen, Scott Morrison

 

Viele Fragen bleiben unbeantwortet:

 

o Wurde der Traktor nach dem Unfall untersucht?

o Hatte Jennifer eine angemessene Einweisung zum Umgang mit Landmaschinen?

o Welche Versicherungen bestanden für Jennifer?

 

Auf Gofundme können Sie die Mutter bei den Recherchen unterstützen: Helfen Sie Cornelia Kohl, eine Reise nach Australien zu unternehmen und die letzten Schritte ihrer Tochter nachzuvoll-ziehen und mehr über das Geschehene zu erfahren.

Die Welt – 9. Oktober 2017

Deutscher Rucksacktourist in Australien erstochen

Ein Streit auf offener Straße endete für einen deutschen Touristen in Australien tödlich. Der Mann aus Gütersloh war gerade zu Fuß unterwegs, als er mit einem Autofahrer aneinandergeriet. Der packte ein Messer aus.

Ein deutscher Rucksacktourist ist in Australien erstochen worden. Die Ermittler werfen einem 33-jährigen Austra-lier Mord vor – er soll an diesem Montag vor Gericht erscheinen. Die Tat ereignete sich am Freitagmorgen auf einer Straße in Brisbane. Wie die australische Nachrichtenagentur AAP unter Berufung auf die Polizei berichtete, hatte der 30-jährige Deutsche aus Gütersloh gemeinsam mit einem Freund eine Straße in der Nähe seines Hostels überqueren wollen. Dabei sei es zum verbalen Streit mit dem Australier gekommen, der mit einer Frau in einem Auto unterwegs gewesen sei. Der 33-Jährige soll dem Deutschen mit einem Messer mehrfach in Bauch und Rücken gestochen haben. Wenige Stunden später starb das Opfer demnach in einem Krankenhaus.Der mutmaßliche Täter floh laut AAP zunächst mit dem Auto. Er wurde am Samstag festgenommen. Der Vorfall ereignete sich nur wenige Meter entfernt von einem beliebten Zentrum für Backpacker in Brisbane. Hier befinden sich ein halbes Dutzend günstige Hostels und Hotels.

Der Vater des Getöteten sagte dem „Westfalen-Blatt“, sein Sohn sei im Februar zusammen mit einem Freund nach Australien gereist, um dort ein Jahr „Work and Travel“ zu machen. „Die beiden haben schon in einer Goldmine gearbeitet und als Kellner gejobbt.“ Im Februar 2018 hätten sie zurück nach Deutschland kommen wollen. Nach Angaben des Freundes habe es mit dem Täter zunächst einen verbalen Streit gegeben. „Dann sagte er, er habe ein Messer und holte es aus seinem Auto.“ Als sein Sohn gesagt habe, er habe keine Angst, habe der Mann nach Anga-ben des Freundes sofort zugestochen. Der Gütersloher sagte, sein Sohn werde am Montag obduziert. Anschließend wolle die deutsche Botschaft die Überführung nach Deutschland organisieren. Brisbane ist die Hauptstadt von Queensland und die drittgrößte Stadt Australiens. Zuletzt sorgte ein Kriminalfall vor einem Jahr hierzulande für Schlagzeilen. Damals tötete ein Mann eine 21-jährige deutsche* Backpackerin in ihrem Hostel.

 

*Mein Mitgefühl gehört den Angehörigen. Doch eine kleine Korrektur sei erlaubt: Bei dem Fall vor einem Jahr (siehe unten) handelte es sich um eine britische Staatsangehörige. Daher lese ich auch die Zusatzinformationen in den Kommentaren zu dem WELT-Artikel:

 

„Es geschah am frühen Morgen um 4 Uhr. Da laufen auch bei uns die durch nächtlichen Lärm und Alkohol aufgeheizt-orientierungslosen I.... herum.“

„Mit etwas Recherche bei den Australischen Zeitungen lassen sich eine Menge Fotos und ein Video vom Täter finden. Nach "Lockrose man" suchen.“

 

Mache ich doch: News.co

"...An 18-year-old German man who just arrived in Australia said he didn’t know the stabbing victim personally but felt “connected” to the seemingly random attack. “It makes you think it could really have been anyone. He was just unlucky to be there at that time,” he said..."

Mia Ayliffe-Chung auf Facebook

Diese Schlagzeile schreckt mich auf:

 

DieWelt.de – 14. Juli 2017 - von Barbara Barkhausen, Sydney

Touristin ermordet – Mutter warnt vor Australien

Working Holiday in Australien, für viele ein Traum. Die junge Britin Mia wurde bei der Arbeit auf einer Farm getötet. Ihre Mutter warnt jetzt andere Touristen: Die Bedingungen seien inakzeptabel…

Diesen Tag wird auch ihre Mutter Rosie Ayliffe nicht vergessen. Sie hatte kurz zuvor noch mit ihrer Tochter telefoniert. Doch wenige Stunden später klingelte die Polizei bei ihr an der Tür – 15.000 Kilometer von Australien entfernt in Großbritannien – und überbrachte die Nachricht, dass ihre Tochter bei einem Messerangriff getötet worden sei. Ein Jahr hatte sie Mia zu dem Zeitpunkt nicht gesehen. So lange war die 20-Jährige bereits in Australien. Ihr gefiel es so gut, dass sie ein zweites Jahr bleiben wollte – doch um das Visum zu verlängern, musste die junge Britin 88 Tage auf einer Farm arbeiten. Home Hill, wo ein junger, wohl psychisch schwer erkrankter Franzose die 20-Jährige und den Briten Tom Jackson, der ihr zu Hilfe eilte, schließlich mit einem Messer brutal ermorden sollte, wurde auch vor dem Blutbad schon oft „Hell Hill“, also „Höllenhügel“, genannt. Rosie Ayliffe, die trauernde Mutter der getöteten Britin, stieß erst nach dem Tod ihrer Tochter auf das Ausmaß der Ausbeutung und teilweise Misshandlung junger Rucksackreisender. In einer Dokumentation im australischen Fernsehen berichtete sie, wie sich etliche andere Reisende nach dem Tod ihrer Tochter mit ihren Geschichten an sie gewandt hätten. Denen will sie nun mit einem offenen Brief und einer Petition an den australischen Premierminister Gehör verschaffen. Ihre Tochter soll nicht umsonst gestorben sein ..." Die Mutter schildert  die Lebensbedingungen australischer Backpacker – bis hin zu finanzieller und sexueller Ausbeute … 

 

Der Artikel wird rege kommentiert: „Interessanter Artikel, ich verstehe allerdings nicht, was der Mord und die Lebensbedingungen miteinander zu tun haben. Was die Bedingungen angeht, Australien ist ein Rechts-staat, wer sich ausgebeutet oder misshandelt fühlt, sollte zur Polizei gehen.“

„Mit Australien hat das nichts, aber gar nichts zu tun. In diesem Bericht fehlen wesentliche Informationen. Das Schicksal der jungen Frau hätte sie genauso auch hier ereilen können...“

„Seltsam wie das Auslassen eines wichtigen Faktes über den Täter die Geschichte verwandelt...“

 

Nachdem ich den Artikel auch in meiner Heimatzeitung finde, starte ich die Suchmaschine!

Im britischen Mirror lese ich: Mia Ayliffre-Chung war 21 Jahre alt, als sie von einem Franzosen erstochen wurde. Nach der Tat rief der Mörder ‚Allahu Akbar‘ … Mia und der 30jährige Tom Jackson wurden in einem Hostel nahe Townsville / Queensland attackiert. – also nicht 'auf einer Farm bei der Arbeit'!

Im Mirror  erfahre ich ebenso, dass die Mutter von Mia den amerikanischen Präsidenten  beschuldigte, den Tod ihrer Tochter zu missbrauchen: „The mum of a murdered British backpacker has slammed Donald Trump for falsely calling her death a 'terror attack'.“

Und in einem ABC-Interview (Austalian Broadcasting Cooperation) kündigte die Mutter an: „Mia Ayliffe-Chung’s mum wants daughter’s ashes scattered around the world … she will give vials of her daughter’s ashes to loved ones to scatter around the world so she can “visit places she hasn’t visited yet”.

 

Die australische Lokalpresse berichtet nach der Tat über schlüpfrige Details (auf die veröffentlichten Bilder der jungen Frau als Bardame verzichte ich aus Pietät):     ... English woman Mia Ayliffe-Chung, 21, a waitress at The Bedroom nightclub in Surfers Paradise for the past six months, was killed in a frenzied attack at a backpackers hostel. Witnesses reported a 29-year-old French national — who had been in the country since March — yelled “Allahu akbar”, or “God is Great” in Arabic, before fatally attacking the woman and critically injuring a 30-year-old British male backpacker. Miss Ayliffe-Chung had only been in Townsville for about 10 days, having gone to do rural work so she could extend her working holiday visa in Australia. Staff at The Bedroom told the Gold Coast Bulletin the UK backpacker was intent on returning to the Gold Coast and the bar after doing the required three-month fruit-picking stint to extend her visa. The Bedroom   is planning to close tonight out of respect as her shocked colleagues come to terms with her death.

 

Wikipedia (englisch/ Home Hill Stabbings) beschreibt den Fall unter Berufung auf seriöse ABC-Quellen:

On 23 August 2016, Smail Ayad (29) a French national committed a stabbing attack at a backpackers' hostel in Home Hill, Queensland, Australia. The attack caused the death of two people and a dog and left one person injured. It is alleged Ayad used the Arabic phrase "Allahu akbar" both during the attack and his arrest, and while police ruled out any links to extremism, they are still investigating whether he had a romantic interest in victim Mia Ayliffe-Chung.

Police have indicated Ayad had used cannabis on the night of the attack. Ayad also sang the French national anthem during the attack ... Ayad attacked Mia Ayliffe-Chung, his roommate as she lay in her bunk. Ayad then stabbed hostel caretaker Grant Schultz in the leg and chased the hostel's pet dog Atari around the yard stabbing the dog until it died. A second British backpacker, Tom Jackson was also attacked when he tried to help her. He died several days later ...Smail Ayad, 29, was a French national who is Muslim … Since his arrest, he has been transferred from Stuart prison to a secure mental health facility in Brisbane. The Islamic Council of Queensland criticised media reports for quickly linking use of this phrase with Islamic terrorism. On 25 August 2016, the authorities were confident the stabbings were not an act of terrorism.

 

Das tragisches Schicksal junger Menschen, die einen verwirrten Mörder trafen? - Ohne weitere Recherchen möchte ich nicht urteilen. Doch nachdenklich macht mich ein weiterer Kommentar unter dem Welt-Artikel:

„Ja, ich bin ebenfalls enttäuscht. Müssen die Leser jetzt den Job von Journalisten machen und sich die Fakten selber zusammensuchen? Wozu haben wir dann überhaupt noch Zeitungen?“

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